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Pilotprojekt gestartet: Russlands nationales Zahlungssystem MIR expandiert nach Europa

Das von Russland als Reaktion auf westliche Sanktionen entwickelte MIR-Zahlungssystem soll auf den europäischen Markt ausgeweitet werden. Ein Pilotprojekt wurde am Mittwoch auf dem Russisch-Britischen Wirtschaftsforum in London gestartet.

Russland will sein nationales Zahlungssystem MIR auf Europa ausweiten und startete am Mittwoch während des Russisch-Britischen Wirtschaftsforums in London ein Politprojekt, das dies ermöglichen soll.

Das Unternehmen PayXpert soll die Produktion der MIR-Karten in Europa übernehmen. Großbritannien wird das erste Land sein, in dem das System startet. Das teilte der CEO des MIR-Zahlungssystems Wladimir Komlew während des Forums mit. Er sagte:

Der Start unseres gemeinsamen Projekts mit PayXpert ist der erste und wichtigste Schritt in der Entwicklung der MIR-Etablierung in Europa, die den Grundstein für neue vielversprechende Trends in der Expansion russischer Zahlungskarten im Ausland legen wird.

Es wird erwartet, dass das russische Zahlungssystem den Zugang zum russischen Verbrauchermarkt öffnet und den Umsatz zwischen Russland und dem Vereinigten Königreich erhöht, da es den Zahlungsverkehr für Kunden verschiedener Unternehmen vereinfacht. Auch der Tourismussektor wird von dem Projekt profitieren, da jährlich mehr als 40 Millionen russische Touristen nach Europa reisen. Der russische Handelsvertreter im Vereinigten Königreich Boris Abramow betonte:

Die Demonstration des Potenzials der russischen Finanzdienstleistungen im Ausland ist äußerst wichtig.

Der Beamte versprach außerdem, man werde an der Anbindung weiterer Organisationen im Vereinigten Königreich an das Zahlungssystem mitwirken.

PayXpert erklärte, dass MIR "ein solides grenzüberschreitendes Zahlungssystem" ist, das ein Unternehmen für mehr als 147 Millionen russische potenzielle Kunden attraktiv machen und Zugang zu neuen osteuropäischen und asiatischen Märkten schaffen kann.

Moskau begann mit der Entwicklung eines eigenen nationalen Zahlungssystems, als die USA im Jahr 2014 Sanktionen gegen Russland verhängten. Damals konnten Kunden mehrerer russischer Banken aufgrund der Einschränkungen vorübergehend ihre Visa und Mastercard nicht nutzen. Seit der Einführung des neuen Systems haben russische Banken bereits mehr als 69,7 Millionen MIR-Karten herausgegeben.

Russland erwägt Abschaltung von Visa und MasterCard wegen US-Sanktionen

Moskau sieht sich im kommenden Januar mit der Aussicht auf stärkere US-Sanktionen konfrontiert, da der US-Kongress ein neues Paket antirussischer Sanktionen diskutieren wird. Die russische Zentralbank warnt die Kreditgeber im Land vor möglichen Risiken.

Die Zentralbank Russlands empfiehlt, dass russische Finanzinstitute notwendige Präventivmaßnahmen ergreifen, falls deren Partnerbanken gezwungen werden sollten, die Verbindung zu Dienstleistungen über die beiden weltweit am häufigsten verwendeten Zahlungssysteme Visa und MasterCard einzustellen, so die russische Wirtschaftszeitung Wedomosti.

Zu den Banken, die derzeit als Vermittler tätig sind, gehören Credit Union "Payment Center", einer der größten privaten Kreditgeber Russlands, Uralsib, Rosbank, die als russische Tochtergesellschaft der internationalen Finanzgruppe Societe Generale tätig ist, Russlands zweitgrößte Bank WTB und die Promswjasbank.

WTB und Promswjasbank wurden bereits in die Liste des Countering America's Adversaries Through Sanctions Act (CAATSA) aufgenommen, der im vergangenen Sommer vom US-Kongress verabschiedet wurde. Die Gesetzgebung erlaubt es Washington, Sanktionen gegen Unternehmen und Einzelpersonen einzuführen, die als feindlich gegenüber den USA oder loyal gegenüber Regimen, die den USA feindlich gesinnt sind, angesehen werden.

Die Zentralbank von Russland empfiehlt, dass russische Banken nach einem alternativen Träger suchen, der die aktuellen Anbieter Visa und MasterCard ersetzen könnte, einen Wartungsvertrag abschließen und eine Integrationsmöglichkeit testen sollte.

Als Reaktion auf Sanktionen hat Russland ein eigenes nationales Zahlungssystem entwickelt. Nachdem Kunden mehrerer russischer Banken aufgrund von US-Sanktionen vorübergehend nicht in der Lage gewesen sind, Visa und MasterCard zu verwenden, wurde 2015 das Zahlungssystem MIR eingeführt. Allein im Juni 2018 wurden 37 Millionen MIR-Karten ausgestellt.

Anfang dieses Monats erklärte der Sberbank-Chef German Gref, dass ein oder zwei der russischen Kreditgeber anfällig für mögliche US-Sanktionen seien. Gref betonte jedoch, dass keine der Großbanken mit Sanktionen belegt werden würde.

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